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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 9

1895 - Straßburg : Heitz
9 reichen Flüssen und Bächen, die in den Vogesen ihre Quellen haben, bewässert. Die hügelige Region befindet sich zum Teil am Fuße der Vogesen, zum Teil über Lothriugen aus- gebreitet, wo sie mit einer Reihe von Hügeln und Thälchen eine fruchtbare Hochebene bildet. Auf der Mittagseite sind die Vorhügel der Vogesen überall, wo es der Boden gestattet, mit Reben geschmückt. Die bergige Region endlich, bestehend aus dem elsässischen Jura, einem Teile des Schweizer Jura und den Vogesen, nimmt den südlichen und den West- lichen Teil des Landes ein. Die höchsten Gipfel der Vogesen sind nicht mit Wald, sondern mit grünen Matten bekleidet, deren würzige Kräuter dem Vieh zahlreicher Melkereieu zur Nahrung dienen. Hier besonders, auf deu nach Norden gerichteten Abhängen, bleibt der Wmterschnee oft bis tief in den Sommer liegen. Die Gipfel und Abhänge der übrigen Berge sind mit schönen, üppigen Waldungen bedeckt. Ihrer geologischen Beschaffenheit nach zerfallen die Vogesen in die kristallinischen Südvogesen, zum größten Teil aus Granit oder Gneis bestehend, und die nördlichen Sandsteinvoges en. Während bei letzteren der kristallinische Kern voll- ständig von mächtigen Sandsteinschichten bedeckt ist, finden wir im Süden in mächtigen Massen das kristallinische Gebirge zu Tage treten. Nur an ein- zelnen Stellen finden wir. auch hier noch Schicht- gesteine (Sedimentgesteine), in größerer Ausdehnuug

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 32

1895 - Straßburg : Heitz
32 1. Das Heidenbad, bei Wildenstein im St. Ama- rinthal, im Ober-Elsaß. 2. Der Lauchensprnng, im Hintergründe des Lanchthales. 3. Der Serva-Wasserfall bei Natzweiler (Rothau). 4. Der N i d e ck e r Wasserfall, irt einer Verzwei- gung des Breuschthales, eine Stunde hinter Oberhaslach. Der Wasserfall bei Hohwald, der Urmatter Wasser- fall^.bei Urmatt im Brenfchthal sowie die Cascade de la Crache am Donon sind von geringer Bedeutung § 11- Die Wildungen. Fast durchgängig sind die Vogesen mit schönen Waldungen bedeckt. Der Hochwald besteht im Ober- Elsaß meist aus Tannen und aus Buchen, während letztere im Unter-Elsaß vorwiegen. Anßerdem findet sich noch ständiger Niederwald, bestehend aus Edel- kastanien, deren Holz mit Vorliebe zu Rebvfähleu benutzt.wird, und Eichen, deren Rinde den zahl- reichen Gerbereien der Gebirgsstüdte dient. -Auch iu der Rheinebene sowie in Lothringen finden sich zahl- reich zusammenhängende Waldungen, von denen als die hervorragendsten genannt sein mögen: Die Hardt und der Kastelwald, im Ober- Elsaß, vou Kembs bis Neubreisach. Der Nonnen- brnch- und Ochsenfeld-Wald, zwischen Senn- heim, Wittolsheim, Lutterbach und Pulversheim, 6000 Hektar. Der Thurwald, zwischen Bollweiler, Rufach, Herlisheim, H.-Kreuz und Meienheim. Der

3. Theil 1 - S. 5

1880 - Stuttgart : Heitz
Die ersten Menschen. 5 Durch welche große Veränderungen diese uns jetzt unbekannten Thierarten untergegangen sind, wissen wir freilich nicht. Gewiß aber hat unsere Erde schon vor der sogenannten Süudfluth eine nicht geringe Zahl ungeheuerer Umwälzungen ihrer Oberfläche, Hebungen und Senkungen des Bodens, Gebirgsbildungen und Meeresvertiefungen erfahren. Nur so ist es zu erklären, daß wir jetzt die Knochen jener Thiere zum Theil tief in der Erde, und hier auch selbst Spuren von ganzen. Waldungen finden, an denen wir zum Theil noch die Baumarten und die Lage der Bäume erkennen können. Aber wann diese Veränderungen vorgegangen sind, weist uns keine Geschichte nach, weil das Menschengeschlecht erst in der jetzigen Epoche der Geschichte unserer Erde hinzugekommen ist. Wahrscheinlich ist es, daß zu keiner Zeit das ganze Erdenrund von einer allgemeinen Umwälzung ergriffen wurde, daß zu keiner Zeit die belebte Welt ganz vernichtet wurde. Vor einer Reihe von Jahrtausenden gefiel es Gott, die Erde, auf der bis dahin nur Thiere, zum Theil von riesenmäßiger Größe, gewohnt hatten, mit Menschen zu bevölkern. Wann dies geschehen, ist ungewiß. Man glaubte sonst, vor 6000 Jahren. Allein es finden sich in Aegypten Ueberrefte von Gebäuden aus dem Alterthume, die mehrere Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung hinaufreichen, und die Kunst, mit der sie verfertigt sind, läßt vermuthen, daß das Menschengeschlecht damals schon länger als 1000 Jahre erschaffen gewesen sein mag. Stämmen die üppigen Palmen des Indus über die leichten Gebüsche der Pistazien. Unter dem Schatten der Bananen weidete in Deutschland das Elenthier und der Tapir, den jetzt nur Südamerikas Wälder beherbergen. In Deutschlands Flüssen badete sich das Nilpferd, und im Schlamme der Niederlande streckte sich ein riesenmäßiges Krokodil aus. Von den Alpen bis zum weit entlegenen Jenisei zogen Elephantenheerden, untermischt mit pferdeartigen Thieren. Es lagerten in Deutschlands Gauen das Nashorn und der Ur im Farrenkraut und im Schilfe des Bambus. Es erbebte der Boden unter dem Fußtritte des gigantischen Mam-muths und anderer Ungeheuer, die kein menschliches Auge gesehen hat; denn diese Schöpfung war der Herrschaft der Menschen noch entzogen. Auch höchst seltsam geformte Fische, vielgewundene Ammonshörner u. s. w. erfüllten die Meere. Aber Gott winkte; die Welt erschrak; der Erdboden wankte, und die Natur zerstörte wieder ihr Werk. Meere tauschten ihr Gebiet gegen Länder aus, und schonungslos ergriffen die Fluthen das Lebendige. Jetzt irrt der einsame Bergmann mit seinem Grubenlichte in unterirdischen Wäldern umher, sieht erstaunt die einst stolze Geber und Palme versteinert in dem Schooße der Erde, und fördert Ueberrefte unbekannter Ungeheuer ans Licht des heitern Tages."

4. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 7

1876 - Straßburg : Heitz
7 Zuweilen trifft ein Fluß in seinem Laufe auf Stellen, wo das Bett sich plötzlich senkt, indem Felsen darin einen schroffen Abhang bilden; dann stürzt das Wasser mit einer großen Gewalt herab und bildet einen Wasserfall (Nideck, Rheinfall). Niederungen, Vertiefungen und Höhen. Die an dem Meere liegenden Landestheile nennt man Küstenländer. Sandhügel an der Küste heißen Dünen. Ein vom Meere umflossenes, aber mit dem Fest- lande an einer Seite zusammenhängendes Land, ist eine Halbinsel; eine kleine und schmale Halbinsel heißt eine Landzunge. Ein schmaler Streifen Landes, welcher zwei Land- maffen mit einander verbindet, wird eine Landenge, ein Isthmus genannt. Eine Landesstrecke, welche keine oder nur geringe Vertiefungen und Erhöhungen hat, nennen wir eine Ebene. Ist dieselbe nur wenig über dem Meeres- spiegel erhaben, so heißt sie Tiefebene; ist ihre Höhe über dem Meeresspiegel beträchtlich, so bezeichnet man sie mit dem Ausdrucke Hochebene oder Plateau. Liegen mehrere Hochländer, ähnlich wie die Stufen einer Treppe neben einander, so heißt das Land ein Terassen- oder Stufenland. Unfruchtbare Gegenden führen, je nach ihrer Be- schaffenheit, verschiedene Namen. Besteht der Boden aus gänzlich unfruchtbarem Sande oder Kieselsteinen, so nennt man die Gegend eine Wüste. Bewässerte, und daher fruchtbare Theile der Wüste, gleichsam Inseln im Sandmeere, heißen Oasen.

5. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 43

1876 - Straßburg : Heitz
43 Produkte. — Die Hauptprodukte siud Vieh, Ge- treide und Fische. Städte. — Kopenhagen (181,000 E.), Haupt- und Residenzstadt auf der fruchtbaren Insel Seeland. — Helsingör, Seehafen am Sund. Aarhnus (15,000 E.), Aalborg und Friedericia auf der Halbinsel Jütland. Zu Dänemark gehören: 1) Die Färoer oder Schassiuselu, im N. von Eng- land. 2) Die Insel Island, ein unfruchtbares, baumloses, vulkanisches Gebirgsland, welches nur im N. und S.-W. einen schmalen bewohnbaren Küstenstrich dar- bietet. Lavafelder mit Schnee und Eis bedeckt, kahle zerrissene Felsen, rauchende Berge und siedende Quellen erfüllen die unabsehbaren Gebirge. Unter den thätigen Vulkanen sind der Hekla (1560 M.) und der Krabla die bedeutendsten, und der Geys er, der zu gewissen Zeiten 30 M. hoch steigt, ist die merkwürdigste der heißen Quellen. Den Mangel des Holzes ersetzt man durch Torf. Die Meeresströmungen spülen auch viel Treibholz an die Küsten. Das isländische Moos gebraucht man als Heilmittel. Fischfang und Viehzucht siud die Hauptbeschäftigung der Einwohner. Reikiawik (2000 E.), Hauptort der Insel. 3. Das Königreich Schweden und Norwegen. 761,500 Quadrat-Kilom. 6,900,090 Einw. Grenzen. — Die skandinavische Halbinsel ist von dem nördlichen Eismeer, von der Nord- und Ostsee umflossen und schließt sich im N.-O. an Rußland an. Bodenform und Klima. — Die Halbinsel

6. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 58

1876 - Straßburg : Heitz
58 Anlagernde Glieder der westlichen Hochebene von Iran sind das armenische Bergland (Ararat), das Hochland von Kleinasien (Taurus) und das syrische Hochland (Libanon). Flüsse. — Sämmtliche Hauptströme Asiens brechen aus den Randgebirgen hervor, welche die hohe Mitte umlagern, und nehmen ihren Lauf nach den 4 Haupt- Weltgegenden. Zur nördlichen Abdachung, zum Eismeer, fließen: der Obi, der Jeuisei, die Lena; nach O., zum stillen Oeean, der Amur, der Hoaugho und der Jantse- Kiang; nach S., zum bengalischen Meerbusen, der Brahmaputra und der Ganges'; zum persischen Meere, der Sind oder Indus; zum persischen Meerbusen, der. Enphrat-Tigris oder Chatel-Arab; nach W., zum Aralsee2, der Amn und der Syr. Produkte. — Da die klimatischen Verhältnisse ihren Einfluß auf die organische Welt geltend machen, müssen natürlich auch die Pflanzen und Thiere von Asien verschiedenartig sein. Moos und Flechten bedecken den Boden im hohen Norden, tropische Vegetation die südlichen Landestheile und Inseln, Steppengewächse die Tiefebenen im W., und blühende Reisfelder die Ufer des Hoaugho und des Jantse-Kiang, im Osten. Selbst die innere Hochebene bietet ähnliche Gegensätze. Zwergbirken und Fichtenarten wachsen kümmerlich an einem Abhang, während Palmenwälder auf der entgegengesetzten Seite prangen. Die meisten unserer Obst- und Getreidearten, der Thee, der Kaffee, das Zuckerrohr, die Baumwolle und die Seidenraupe haben ihre Heimath in Asien. 1 Der heilige Fluß der Hindus. 2 Der Aaralsee und der Baikalsee, in Sibirien, sind die bedeutendsten Binnenseen Asiens.

7. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 8

1876 - Straßburg : Heitz
8 Sandebenen, welche mit Haidekraut und anderm Gestrüpp bedeckt sind, so daß nur Schafe und Bienen daselbst Nahrung finden, nennt man Haiden. Große, einförmige Ebenen, die nur mit Gräsern und kleinen, krautartigen Gewächsen bedeckt find, heißen Steppen (in Rußland), Prairien oder Savan- nen (in Nordamerika), Llanos oder Pampas (in Südamerika). Unbedeutende Erhöhungen des Landes werden Anhöhen, Hügel, bedeutendere, Berge genannt. Liegen die Berge in einer langen Reihe hinter einan- der, mit einer bestimmten Richtung, so bilden sie eiv Gebirg, eine Gebirgsk et te. Ein Gebirge, welches sich bis an das Meer erstreckt, nennt man ein Vorgebirge oder Kap. Die merkwürdigsten Berge sind die Vulkane oder feuerspeienden Berge. Die glühende und daher flüssig gewordene Gesteinmaffe, welche sich von Zeit zu Zeit aus dem K r a t e r1 ergießt, heißt Lava. Die Erhebung eines Berges über den Meeresspiegel nennt man seine absolute Höhe; die über eine be- nachbarte Ebene, seine r ela tiv e Höhe. Die Gipfel der Berge werden verschieden benannt: in Deutschland heißen sie meist blos S p i tz e oder G i p f e l, auch wohl Kuppe, Koppe, Kegel; in der Schweiz, wo sie oft sehr spitz sind, Horn, Nadel (aiguille, dent), Kulm (point culminant); in Frankreich, Pik; im Elsaß (Vogesen), Belchen (Ballon). Die Vertiefungen zwischen den Bergen heißen T h ä l e r; diese zerfallen inquerthäler (Vogesen) und in Längethäler (Jura). Die wichtigsten Querthäler, welche als Straßen über die Gebirge benutzt werden, heißen Pässe. 1 Schlund, trichterförmige Oeffnung eines Vulkans.

8. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 314

1877 - Stuttgart : Heitz
314 artigen Gewächse, in einer Zone, wo Alles, was den Boden bedeckt, holz- artig wird. Wenn Reisende, kaum in einer Tropengegend gelandet, und dazu noch auf Inseln, schon, in der Nähe der Küste, glauben in Urwälder einge- drungen zu sein: so liegt die Täuschung wohl nur in der Sehnsucht nach Erfüllung eines lange gehegten Wunsches. Nicht jeder Tropenwald ist ein Urwald .... Wenn man die Waldgegend, welche ganz Südamerika zwischen den Grassteppen von Venezuela und den Pampas von Buenos Aires durchzieht, mit einem Blicke umfaßt; so erkennt'man, daß dieser zusammenhangenden Hylaea der Tropenzone keine andere an Ausdehnung aus dem Erdboden gleichkommt. Sie hat ungefähr 12 Mal den Flächeninhalt von Deutschland. Nach allen Richtungen von Strömen durchschnitten, deren Bei- und Zuflüsse erster und zweiter Ordnung unsre Donau und unsern Rhein an Wasserreich- thum bisweilen übertreffen, verdankt sie die wundersame Ueppigkeit ihres Baumwuchses der zwiefach wohlthätigen Einwirkung großer Feuchtigkeit und Wärme. In der gemäßigten Zone, besonders in Europa und dem nördlichen Asien, kann man die Wälder nach Baumgattungen trennen, die als gesel- lige Pflanzen (plantae sociale?) zusammenwachsen und die einzelnen Wälder bilden. Eine solche Einförmigkeit in der Zusammenstellung ist den Tropenwaldungen fremd. Eine Unzahl von Familien drängt sich hier zusam- men; selbst in kleinen Räumen gesellt sich kaum Gleiches zu Gleichem. Mit jedem Tage, bei jedem Wechsel des Aufenthalts bieten sich deni Reisenden neue Gestaltungen dar; oft Blüthen, die er nicht erreichen kann, wenn schon Blattform und Verzweigung seine Aufmerksamkeit anziehen. Die Flüsse mit ihren zahllosen Seitenarmen sind die einzigen Wege des Landes. Astronomische Beobachtungen, oder, wo diese fehlen, Compaß-Be- stimmungen der Flußkrümmung haben zwischen dem Orinoco, dem Cassiquiare und dem Rio Negro mehrfach gezeigt, wie in der Nähe einiger wenigen Mei- len zwei einsame Missionsdörfer liegen, deren Mönche anderthalb Tage brau- chen, um in dem aus einem Baumstamm gezimmerten Eanoe, den Windun- gen kleiner Bäche folgend, sich gegenseitig zu besuchen. Den auffallendsten Beweis von der Undurchdringlichkeit einzelner Theile des Waldes gibt aber ein Zug aus der Lebensweise des großen amerikanischen Tigers oder panther- artigen Jaguars. Während durch Einführung des europäischen Rindviehs, der Pferde und Maulesel die reißenden Thiere in den Llanos und Pampas, in den weiten baumlosen Grasfluren von Varinas, dem Meta und Buenos Aires reichliche Nahrung finden und sich seit der Entdeckung von Amerika dort, im ungleichen Kampf mit den Viehheerden, ansehnlich vermehrt haben, führen andre Individuen derselben Gattung in dem Dickicht der Wälder, den Quellen des Orinoco nahe, ein mühevolles Leben. Der schmerzhafte Verlust eines großen Hundes vom Doggengeschlecht (unseres treuesten und freundlichsten Reisebegleiters) in einem Bivouac nahe bei der Einmündung des Cassiquiare in den Orinoco, hatte uns bewogen, ungewiß ob er vom Tiger zerissen sei, aus dem Jnsektenschwarm der Mission Esmeralda zurück- kehrend, abermals eine Nacht an demselben Orte zuzubringen, wo wir den Hund so lange vergebens gesucht. Wir hörten wieder in großer Nähe das

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 316

1877 - Stuttgart : Heitz
316 klaffen: mit den großen Mammalien vielfarbige Reiher, Palamedeen und die stolz einherschreitenden Hokkohühner. „Hier geht es zu wie im Paradiese," sagte mit frommer Miene unser Steuermann, ein alter Indianer, der in dem Hause eines Geistlichen erzogen war. Aber der süße Friede goldner Urzeit herrscht nicht in dem Paradiese der amerikanischen Thierwelt. Die Geschöpfe sondern, beobachten und meiden sich. Die Caphbara, das 3 bis 4 Fuß lange Wasserschwein, eine colossale Wiederholung des gewöhnlichen brasiliani- schen Meerschweinchens, wird im Fluß vom Krokodill, auf dem Trocknen vom Tiger gefressen. Es läuft dazu so schlecht, daß wir mehrmals einzelne aus der zahlreichen Heerde haben einholen und erhaschen können. Unterhalb der Mission von Santa Barbara do Arichuna brachten wir die Nacht wie gewöhnlich unter freiem Himmel, auf einer Sandfläche am User des Apure zu. Sie war von dem nahen, undurchdringlichen Walde begrenzt. Wir hatten Mühe, dürres Holz zu finden, um die Feuer anzuzünden, mit denen nach der Landessitte jedes Vivouac wegen der Angriffe des Jaguar umgeben wird. Die Nacht war von milder Feuchte und mondhell. Meh- rere Krokodille näherten sich dem Ufer. Ich glaube bemerkt zu haben, daß der Anblick des Feuers sie ebenso anlockt, wie unsere Krebse und manche andere Wasserthiere. Die Ruder unserer Nachen wurden sorgfältig in den Bo- den gesenkt, um unsere Hängematten daran zu befestigen. Es herrschte tiefe Ruhe; man hörte nur bisweilen das Schnarchen der Süßwasser-Del- phine, welche dem Flußnetze des Orinoco wie dem Ganges bis nach Be- nares hin eigenthümlich sind und in langen Zügen auf einander folgten. Nach 11 Uhr entstand ein solcher Lärmen im nahen Walde, daß man die übrige Nacht hindurch auf jeden Schlaf verzichten mußte. Wildes Thier- geschrei durchbebte den Forst. Unter den vielen Stimmen, die gleichzeitig er- tönten, konnten die Indianer nur die erkennen, welche nach kurzer Pause ein- zeln gehört wurden. Es waren das einförmig jammernde Geheul des Alua- tor (Brüllaffen), der winselnde, fein flötende Ton der kleinen Sapaguas, das schnarrende Murren des gestreiften Nachtaffen, das abgesetzte Geschrei der großen Tigers, des Caguars oder ungemähnten amerikanischen Löwen, des Pecari, des Faulthiers und einer Schaar von Papageien, Paraquas und anderer fasanenartiger Vögel. Wenn die Tiger dem Rande des Waldes nahe kamen, suchte unser Hund, der vorher ununterbrochen bellte, heulend Schutz unter den Hängematten. Bisweilen kam das Geschrei des Tigers von der Höhe eines Baumes her- ab. Es war dann stets von den klagenden Pfeifentönen der Affen begleitet, die der ungewohnten Nachstellung zu entgehen suchten. Fragt man die Indianer, warum in gewissen Nächten ein so anhalten- des Lärmen entsteht, so antworten sie lächelnd: „die Thiere freuen sich der schönen Mondhelle, sie feiern den Vollmond." Mir schien die Scene ein zufällig entstandener, lang fortgesetzter, sich steigernd entwickelter Thierkamps. Der Jaguar verfolgt die Nabelschweine und Tapirs, die dicht aneinander ge- drängt das baumartige Strauchwerk durchbrechen, welches ihre Flucht behin- dert. Davon erschreckt, mischen von dem Gipfel der Bäume herab die Affen

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 319

1877 - Stuttgart : Heitz
319 pel zu tragen scheint; im Silberschmuck erglänzt sein ergrautes Haupt, ju- gendlich grünt sein Gürtel, und blühend umziehen Palmenwälder seinen Fuß; höher steigt die Sonne, und zeigt mir den Hirten, seiner Heerde pflegend, die Bewohner der Felder und die Sänger des Haines, und den fliegenden Flamingo, eine Flamme von zwei flammenden Schwingen getragen. Höher steigt die Sonne — und läßt mich sehn die bunten Kinder der Erde, welche ihren feurigen Küsten die entgegenschwellenden Lippen bieten, — und das tiefe blaue Himmelsgewölbe umschließt sie alle mit liebenden Armen und fächelt mit sanftem Wehen die Gluth des Tages von ihren erröthenden Wangen. Westen Pinsel das malen könnte! — Wie reizend, wie unendlich schön ist die Mannigfaltigkeit der Gewächse, mit denen die gütige Natur diesen reizenden Erdstrich geschmückt hat! Hier sieht man gesellig bei einander die schlanken baumhohen Gräser, die Arundo- und Bambusarten mit für ihre Höhe zartem Stamme, der leicht und zier- lich im leisen Winde sich wiegt und seine flüsternden Blätter darin spielen läßt; Gräser, welche von einem Knoten zum andern 18—20 Fuß messen, andere, deren Höhe 40, 50—100 Fuß erreicht, und welche der Gegend einen ungemein fröhlichen, freundlichen Charakter ertheilen, während die fast für sich und einzeln stehenden baumartigen Aloen, mit zweiglosen Stämmen, die Blätter sternartig von dem Gipfel desselben aussendend, der Landschaft etwas Ernstes, Schwermüthiges ertheilen. Dort unter dem reinen Himmel sollte man ewig leben, von keinen Pla- gen heimgesucht, mit allen Reichthümern überschüttet — beim Himmel! Quito ist das verzogene Kind der Isis. Die glücklichen Thäler, die ich hier über- sah, find alle bebaut, und lohnen mit ununterbrochenen Ernten die geringe Mühe des Landmannes. Kein Frost vernichtet seine Hoffnungen, kein Hagel schlägt die Früchte seines Schweißes nieder, unglaublich ist die Kraft dieses Bodens; ohne Düngung, die man gar nicht kennt, ist Egge, Pflug und Sichel immer und zugleich in Bewegung. Man kann sich nichts Reizenderes denken, als eine Uebersicht von diesen Bergen auf das Bestreben der Natur, alles in der üppigsten Fülle hervorzubringen. Warme und kalte Quellen rie- seln aus jeder Vertiefung hervor, die Fluren zu befeuchten. Zahm und ohne Scheu kommt der Hirsch, kommt das Reh in seinen vielen Varietäten, kommt das sonst furchtsame kleine Häschen, um zu trinken, der kleine wunderhübsche Löwenaste, mit seinem weißen Spitzenkragen, guckt schlau zwischen den Blät- tern, oder aus einem ausgehöhlten Apfel hervor, in welchen er sich hinein und durch welchen er sich durchgebisten hat, läßt sich durch eine frische Man- del locken, sie aus der Hand zu nehmen. Der Tuncan im glänzenden Schwarz mit seinem großen, goldgelben Schnabel sieht so wunderlich aus, daß man in Versuchung geräth, zu fragen: Schnabel, wo willst du mit dem Vogel hin? — dort schwingt sich leichten Fluges ein Pfau auf die hohen, flachen Blät- ter einer Musa paradisiaca, und läßt stolz und wohlgefällig sein prächtiges Kleid im Glanz der Sonne spielen. Hier kommt der Cacadu neugierig her- an, entfaltet seinen schönsten Kamm; dort bläht sein sträubendes Gefieder der
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